Deutschland hat seine Pläne zur Legalisierung von Cannabis geändert und konzentriert sich nun auf Cannabis-Social-Clubs und selbst angebautes Cannabis statt auf Apotheken.
Der deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach stellte am Mittwoch nach monatelangen Diskussionen mit der Europäischen Kommission einen brandneuen Plan zur Cannabislegalisierung vor.
Ursprünglich gab es erhebliche Zweifel an Deutschlands Legalisierungsplänen aufgrund der supranationalen rechtlichen Rahmenbedingungen im gesamten Schengen-Raum.
Am 14. März 2023 sagte Lauterbach jedoch: "Wir werden in Kürze einen Vorschlag vorlegen, der funktioniert, also europarechtskonform ist", nachdem wir von der Europäischen Union "sehr gute Rückmeldungen" erhalten hatten.
Aber 5 Wochen später, am 19. April 2023, sagte Lauterbach auf einer Pressekonferenz in Berlin: "Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass der damalige Entwurf [Legalisierungsplan] uns bei der Verfolgung unserer Ziele nicht weiterbringt."
Infolgedessen ändert Deutschland seine Legalisierungspläne leicht und geht einen neuen Weg:
Nach dem neuen, abgespeckten Plan - der zuerst von POLITICO gesehen wurde - können Erwachsene bis zu drei Cannabispflanzen zu Hause anbauen und Cannabis in Clubs mit bis zu 500 Mitgliedern kaufen. Die Clubs dürfen sich jedoch nicht auf die Erzielung von Gewinnen konzentrieren, wie die Clubs in Malta und Spanien.
Ebenso wird die deutsche Regierung den Besitz von Cannabis bis zu 25 Gramm legalisieren, ihre Pläne zum Verbot der Werbung für THC-Produkte fortsetzen und eine Grenze für den THC-Gehalt für Personen unter 21 Jahren festlegen.
Lauterbach sagte, dass die Cannabis-Social-Clubs und der Heimanbau zwei Säulen des Legalisierungsvorstoßes des Landes sein werden. Ein weiterer Pfeiler sind die regionalen Modellprojekte zum Aufbau kommerzieller Lieferketten, die etwa fünf Jahre dauern sollen.
Das Projekt wird es Kommunen in ganz Deutschland ermöglichen, regionale, regulierte Verkäufe für die Entwicklung der öffentlichen Politik und die Regulierungsforschung zuzulassen.
Einige Tage nach der Ankündigung erklärten Frankfurt und Offenbach, dass ihre Städte den legalen Verkauf von Cannabis auf lokaler Ebene anstreben würden, um den unregulierten Markt zu bekämpfen.
Artur Schroers, Leiter des Drogenreferats der Stadt Frankfurt, sagte: "Wenn der Konsument nicht mehr stigmatisiert und kriminalisiert wird, können die Diskussionen über Risiken ganz anders geführt werden."
Lauterbach sagte, dass die neuen Pläne "von einer konzertierten Aktion der deutschen Regierung begleitet werden, um in Europa Unterstützer für diese fortschrittliche, präventionsorientierte Cannabispolitik zu finden".
Ein politischer Sprecher sagte gegenüber POLITICO, dass Bundeskanzler Olaf Scholz die Fortschritte bei der Umsetzung des Koalitionsvertrags begrüße.
Aber es gab einige Gegenstimmen von anderen deutschen Politikern, wie Kristine Lütke, die sagte, sie sei gegen strenge THC-Obergrenzen in Cannabisclubs, weil "sie die Konsumenten auf den Schwarzmarkt treiben".
Tino Sorge von der deutschen Mitte-Rechts-CDU sagte, die Ankündigung sei lediglich ein "Eingeständnis, dass [Lauterbachs] alte Kernpunkte vom Herbst einfach nicht machbar waren."
Es gab auch Kritiker des von Deutschland vorgeschlagenen Verbots von THC-Werbung, wobei einige argumentierten, dass es den illegalen Markt nicht beenden wird.
Für den Cannabiskonsum in der Europäischen Union gibt es viele Hürden, die hauptsächlich auf EU-Vorschriften zurückzuführen sind.
So besagen beispielsweise das Schengener Übereinkommen von 1985 und der EU-Rahmenbeschluss 2004/757/JI auf Ebene der Europäischen Union (EU), dass die Mitgliedsländer den illegalen Drogenhandel verhindern müssen.
Hält sich ein Land nicht an diese Richtlinien, kann die Europäische Union rechtliche Schritte einleiten und finanzielle Sanktionen verhängen. Es gibt auch internationale Verträge wie das Einheitsübereinkommen von 1961, die mit den deutschen Plänen kollidieren.
Die Legalisierung von Cannabis ist in Europa eine Seltenheit; Deutschland wäre eines der ersten europäischen Länder, das Cannabis entkriminalisiert, was das Verfahren sehr komplex macht.
Entgegen der landläufigen Meinung ist Cannabis in den Niederlanden nicht völlig legal. Das einzige andere EU-Land, das Cannabis vollständig legalisiert hat, ist Malta, das es 2021 für den persönlichen Gebrauch und den Anbau legalisiert hat.
In den folgenden Ländern ist Cannabis jedoch legal:
-Kanada
-Thailand
-Mexiko
-Georgien
-Uruguay
-Südafrika
Obwohl Deutschland die Legalisierung von Cannabis vorantreibt, zeigen die aktuellen Hürden und Planänderungen, wie streng die Cannabisvorschriften der EU sein können.
Wie auch immer, die deutsche Führung hat ihr Engagement verdoppelt, weiterhin Lobbyarbeit bei nationalen und EU-Gesetzgebern zu betreiben, um eine gemeinsame Lösung zu finden.
Die EU wäre ein enormer legalisierter Cannabismarkt, und Deutschland allein hat als viertgrößte Volkswirtschaft der Welt ein enormes Potenzial.
Außerdem ist Deutschland oft führend in der Politik der Europäischen Union. Wenn die Deutschen Cannabis entkriminalisieren, sollten Sie nicht schockiert sein, wenn viele andere europäische Länder diesem Beispiel folgen.
Alles in allem ist dies eine gute Nachricht für die weltweite Cannabisindustrie.
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